2022
Autor/-in:
Nünlist Lisa
Spiegelwelt
Ein Roman
Bettina Schallberger
Kantonsschule Freudenberg
Fach: Deutsch
Abstract
Im Rahmen meiner Maturitätsarbeit schrieb ich einen eigenen Roman. Die Geschichte sollte kreativ, aber auch möglichst authentisch sein. Deshalb habe ich mich einerseits mit den psychologischen Hintergründen eines Kindheitstraumas beschäftigt. Andererseits setzte ich mich mit verschiedenen Elementen der Schreibtheorie auseinander. Die Protagonistin Fee wurde in ihrer Kindheit emotional misshandelt – ihr Vater führte ein Doppelleben und benutzte Fee als Alibi, um die Affäre vor Fees Mutter zu verstecken. Diese Erfahrung verdrängte Fee als Teil der Dissoziation, eine Störung, bei der die Erinnerung an traumatische Erlebnisse blockiert wird. Die Vergangenheit ist jedoch nicht abgeschlossen, sondern nur abgespalten. So bahnt sich die Erinnerung viele Jahre nach den Ereignissen mit Fees Vater langsam einen Weg zurück an die Oberfläche. Mithilfe der Technik des personalen Erzählens decken die Leser*innen das Geheimnis von Fees Vergangenheit sozusagen mit ihr zusammen auf. Das verdrängte Trauma kehrt langsam zurück, indem sich immer mehr Bruchstücke zusammensetzen. Gleichzeitig zeichnen sich die Folgen des Traumas immer deutlicher ab, beispielsweise in Fees Identitätsstörungen, welche ein wiederkehrendes Motiv des Romans sind. Ich habe mit zwei Erzählsträngen gearbeitet, der Gegenwart und Flashbacks aus der Kindheit: Erinnerungsschleier, manchmal bloss Sätze, manchmal ganze Szenen, die durch Trigger hervorgerufen werden und sich irgendwann mit der Gegenwart vermischen, da in Fees gegenwärtigem Leben immer mehr Parallelen zu ihrer Vergangenheit entstehen. Diese Flashbacks klären das Geheimnis auf und erklären zugleich Fees gegenwärtiges Verhalten, ihre Ängste und Entscheidungen. Am Ende des Romans realisiert Fee, dass sie mit der Vergangenheit endlich abschliessen muss. Die Spiegelwelt zerbricht.