Einfluss von Zahlen und Farben auf ein synästhetisches Gehirn

Hanna Massamba analysierte die Aufnahmefähigkeit des Kurz- und Langzeitgedächtnisses und die Leistungen in visuellen Suchaufgaben der 17-jährigen Synästhetikerin P im Ver­gleich zu einer Kontrollgruppe. P hat eine der häufigsten Formen der Synästhesie, die Graphem-Farb-Synästhesie, mittels derer sie geschriebene Zahlen automatisch mit einer dazugehörigen Farbe verknüpft. 

Im ersten Experiment wurde Ps Kurz- und Langzeitgedächtnis mit Hilfe von drei verschie­denen Matrizen geprüft. Die 55 Zahlen der drei Matrizen waren entweder schwarz, kongruent oder inkongruent zu Ps Wahrnehmung gefärbt. Nach 48 Stunden wurde das Experiment gekürzt wiederholt. Ps Synästhesie hat ihr im Kurz- und Langzeitgedächtnis eine enorme Hilfe geleistet in Bezug auf das Abrufen der Zahlen. 

Die beiden Teilexperimente des zweiten Experiments haben Ps Synästhesie in Bezug auf ihre Leistungen in visuellen Suchaufgaben getestet. Das erste Teilexperiment testete ihre Suchgeschwindigkeit, als sie eine schwarze Zahl inmitten einer grossen Anzahl anderer schwarzer Zahlen finden musste. Die Autorin wollte beobachten, ob P die Zahl schneller finden würde als die Kontrollgruppe, da sie sozusagen der herausstechenden Farbe folgen musste. Es kam heraus, dass P die Zahl zuerst identifizieren musste, der Stimulus also zuerst eintreten musste, bevor das Farberlebnis ausgelöst werden konnte. 

Im zweiten Teilexperiment musste P eine bestimmte Zahl in einer bestimmten Farbe suchen und zählen, wobei die Zahlen-Farb-Kombination nicht immer kongruent zu ihrer Wahrneh­mung war. Zwischen diesen farbigen Zahlen befanden sich nicht gefärbte Störzahlen, die P so manipulieren sollten, dass sie die Störzahlen aufgrund ihrer synästhetischen Wahrnehmung mitzählen würde. Dies war jedoch nicht der Fall, da P die subjektiv gefärbten Störzahlen auf ihrem inneren Monitor gut von den effektiv gefärbten Zahlen unterscheiden konnte.