«Ursprünglich wollte ich meine Maturaarbeit über Rechtsextremismus schreiben, weshalb ich dachte, dass Antisemitismus ein gutes Thema sei. Ich ging davon aus, dass Antisemitismus ein rein rechtsextremes Phänomen ist - die Arbeit mit Feigels Nachlass hat mir schnell gezeigt, wie gewaltig ich mich geirrt habe.»
Die Maturitätsarbeit «Antisemitische Schweiz? Untersuchungen im Nachlass von Sigi Feigel» behandelt den Antisemitismus in der Schweiz der 1990er Jahre – jener Zeit, in der hierzulande die Debatte um die Nachrichtenlosen Vermögen entflammte. Dies geschieht auf der Basis des umfangreichen und bis anhin kaum bearbeiteten Nachlasses von Sigi Feigel, einem der damals bekanntesten jüdischen Vertreter in der Schweiz.
Konkret beschäftigt sich die Arbeit mit den Zuschriften, die Feigel in den Jahren 1996 bis 2000 von Autorinnen und Autoren aus der ganzen Schweiz bekommen hat – darunter auch sehr viele mit antisemitischen Inhalten. Im Zentrum steht die Frage, welche Formen des Antisemitismus es in der Schweiz der 1990er Jahre gab und wo ihre Wurzeln liegen. Dabei ist festzustellen, dass der Antisemitismus keineswegs ein rein rechtsradikales Phänomen ist, er besitzt viele verschiedene Gesichter. Tätlichkeiten gegen jüdische Personen und Einrichtungen sind nur die tragische Spitze des Eisbergs. Die Grundlage für diesen so genannten manifesten Antisemitismus bilden antisemitische Haltungen und Gedanken, welche, wie die Arbeit gezeigt hat, in allen Teilen der Bevölkerung vorkommen. Sie bilden einen Nährboden, auf dem antisemitisches Gedankengut gedeihen kann, welches im schlimmsten Fall in Handgreiflichkeiten enden kann.