Gesucht ist die Idee der Gerechtigkeit schlechthin. Vorausgesetzt ist immer schon Logik; sie sagt, was nicht anders sein kann. Entwickelt werden die Momente der Idee der Gerechtigkeit, welche in Platons Politeia und weiteren Werken angelegt sind, aber von Platon selbst nie herausgestellt wurden.
Gerechtigkeit ist ein fundamentales Prinzip, aus welchem Staat und Recht abgeleitet werden, nicht umgekehrt. Gerechtigkeit ist als Vorstellung immer schon vorausgesetzt, wenn Recht oder Unrecht gedacht werden. Genau diese Vorstellung gilt es explizit zu machen. Das Moment der Gleichheit gehört fundamental zur Logik überhaupt. Gleichheit ist immer schon da, wenn gedacht wird. Gleichheit ist zudem relational; sie wirkt als dreistelliger Operator, da zwei immer in Bezug auf ein Tertium gleich sind. Entscheidend ist das Verhältnis. So gilt die blosse arithmetische Gleichheit (allen das Gleiche) als Spezialfall der platonischen geometrischen Gleichheit (a/b=c/d). In dieser Erkenntnis liegt das Moment der Proportionalität. Aus diesen beiden Momenten erwächst das Moment der Angemessenheit. Die Angemessenheit gleicht zwischen Potential und Bedürfnis und darin zwischen Allgemeinem und Individuellem proportional aus, worin letztlich die Idee der Gerechtigkeit liegt. Diese Momente bieten zusammen ein Spektrum an Auslege-Möglichkeiten. Wie die Momente konkret ausgelegt werden, ist Frage der Moral und nicht mehr Frage des grundlegenden Prinzips. Dass Gerechtigkeit jedoch mit oder in diesen Momenten gedacht werden muss, dies kann nicht anders sein.