höllisch gesellschaftlich. ein folterkammerstück.

Die Leidenschaft für die Theaterwelt inspirierte mich zu dieser kreativen Projektarbeit und ich wollte herausfinden, ob es für mich möglich ist, mit meinen Erfahrungen und mit meinem Wissen ein Theaterstück von Grund auf selbst zu kreieren. Zu diesem Prozess gehören Dinge, die mensch nicht sieht, wenn mensch sich ein Theaterstück anschaut: Auswahl und Erarbeitung von Texten, das Casting der Schauspieler*innen, die Raumbeschaffung, der Adaptions-, Probe- und Gestaltungsprozess und die Kreation von Kostüm- und Bühnenbild. Es sollte, am Ende dieses Prozesses, eine vollständige Inszenierung auf die Bühne gebracht werden. Ich entschied mich für eine Adaption des Dramas Geschlossene Gesellschaft des französischen Schriftstellers und Philosophen Jean-Paul Sartre. Die Beschäftigung mit Sartres Philosophie des Existenzialismus liess mich Einblick nehmen in Fragen, die mich auch im 21. Jahrhundert noch beschäftigen. Es sind Fragen in Bezug auf die Identität und die Existenz des Menschen als moralischer Handlungsträger. Es werden Themen behandelt wie die Beziehung von Freiheit und Sein, der Tod, die Angst, die Scham, der Blick des andern und die Unaufrichtigkeit. Das Stück ist ein Aufruf zur Authentizität und dem Publikum wird seine Bereitschaft zur Verurteilung vorgezeigt und vorgeworfen. Dazu behielt ich die Theorien, die Sartre über die Rolle des Blickes oder über die Bedeutung der anderen einbrachte, bei oder verstärkte sie durch Stilmittel im Spiel oder im Bühnenbild. Ich baute eigene Texte, die Kurzgeschichte Der Folterknecht von Friedrich Dürrenmatt, Stilmittel und Motive ein. Zudem nahm ich Veränderungen bei Unterthemen vor, bei welchen ich einen Einspruch einzulegen hatte – wie zum Beispiel bei Garcins Männlichkeit oder bei Inés' Sexualität. Am Ende des Prozesses stand das vollendete Theaterstück höllisch gesellschaftlich. ein folterkammerstück. auf der Bühne.