Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel in allen ihren Formen sind verboten.
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verbietet seit 1945 offiziell die Sklaverei. Aber auch in der römischen Antike, in der Sklaven allgegenwärtig waren, gab es bereits Bestrebungen nach einem humanen Umgang mit ihnen. Ausgehend von zwei Primärquellen, Senecas Epistula Moralis 47 und Plinius’ Epistula 19,5, untersucht diese Arbeit, ob sich Seneca und Plinius der Jüngere solche Gedanken tatsächlich aus moralischer Überzeugung machten oder welche Motive eine weitere Rolle für die (vermeintlich) moderne Denkweise spielen könnten. Dafür werden die Briefe zuerst isoliert betrachtet, später miteinander verglichen und in einen historischen Kontext gesetzt.
Unter Berücksichtigung weiterer Faktoren kommt die Arbeit zum Ergebnis, dass das Wahren der moralischen Integrität sowie das Gemeinwohl wichtige Rollen in der Meinungsbildung von Seneca und Plinius spielten. Bei Seneca kam darüber hinaus noch das Verbreiten der stoischen Philosophie als Faktor hinzu. Trotzdem darf den beiden Autoren ihre Humanität nicht völlig abgesprochen werden. Die humanitas nach antiker Auffassung ist dem Gemeinwohl untergeordnet, ganz im Gegensatz zur Definition der Menschlichkeit, wie wir sie heute kennen, die sich gerade durch ihren Universalanspruch auszeichnet.
2000 Jahre, 2 Quellen, 2 Denkweisen und die Frage nach der Humanität in 2 Epochen