Autor/-in:
Odermatt Lynn
Kaffeesatzlesen oder unentbehrlicher Kompass?
25 Jahre Lage- und Umfeldanalysen als Instrument der strategischen Planung des Bundesrates
Andreas Fannin
Kantonsschule Zürcher Oberland
Fach: Geschichte
Abstract
Unsere Welt ist zunehmend stärker vernetzt, wodurch Problemstellungen je länger je komplexer werden. Kein Wunder entsteht da der Wunsch, sich mit Blick auf die Zukunft eine Planungsgrundlage zu verschaffen. Vor diesem Hintergrund lässt der Bundesrat seit den späten 90er-Jahren unter der Leitung der Bundeskanzlei alle vier Jahre eine Lage- und Umfeldanalyse als Grundlage für seine Legislaturplanung erstellen. Meine Arbeit beleuchtet zunächst die Entstehungshintergründe und den Zweck dieser Berichte. Anschliessend untersucht sie anhand einer vergleichenden Betrachtung der sieben bisher publizierten Lage- und Umfeldanalysen die erheblichen konzeptionellen Veränderungen, denen diese über die letzten 25 Jahre hinweg unterzogen wurden. Abgestützt auf die Befragung wichtiger Akteure auf Bundesebene untersucht die Arbeit abschliessend deren Rezeption und Nutzung sowie das Verbesserungspotential für künftige Berichte.
Die wichtigsten Resultate: Die Lage- und Umfeldanalysen entstanden als Reaktion auf das zunehmend infrage gestellte Primat der Politik über die Wirtschaft (Stichwort: Globalisierung und machtpolitische Umwälzungen nach Ende des Kalten Krieges). Die Lage- und Umfeldanalysen wurden zwar als Grundlagepapier für die strategisch-politische Planung der Schweizer Exekutive geschaffen, vermögen diesem Anspruch aber trotz wiederholter konzeptioneller Anpassungen bis heute nicht zu genügen. Geschuldet wird das insbesondere dem stark machtteiligen Regierungssystem der Schweiz, das der Regierung wenig Spielraum für strategisch-politische Weichenstellungen lässt.